Equalizer

☰ Inhalt

Enhanced Pultec EQP1a

Hier widmen wir uns einem Urgestein der Recording-Technik. Der EQP1-Equalizer kam 1951 auf den Markt und war der erste passive Programm-EQ der gebaut wurde. Damit war es erstmals möglich, den Klang einer Aufnahme einzustellen. Damals wurden die EQ's in New Jersey handverdrahtet und zwar von den beiden Unternehmensgründern persönlich - nach höchsten Qualitätsanforderungen. Dies ist wohl auch der Grund dafür, dass die originalen Pultec's auch heute noch funktionieren. Der Pultec EQ hat den Ruf, Signale auch ohne Bearbeitung durch seine Färbung bereits besser klingen zu lassen. Auch dies trägt wohl dazu bei, dass man die Originale, die bis in die frühen 1980er Jahre gefertigt wurden, heutzutage nur zu horrenden 5-stelligen Beträgen erwerben kann, wenn man denn einen findet. Die Firma Pulse Techniques baut den Klassiker seit Anfang der 2000er Jahre wieder originalgetreu, auch hier muss man einen mittleren 4-stelligen Betrag für ein 19-Zoll-Gerät investieren.

Schaltungsdesign

Das Schaltungsdesign des EQ's basiert auf einer passiven Kombination aus Spulen und Kondensatoren, die seinerzeit von der Firma Western Electric lizensiert wurde. Der passive Aufbau der Filtersektion geht mit einem Pegelverlust von bis zu 16 dB einher. Dieser wurde anfänglich mittels Mikrofonvorverstärkern aufgeholt. Der Pultec EQ nutzt eine Röhrenschaltung zum Aufholen des Pegelverlustes. Diese sorgt dafür, dass Eingangs- und Ausgangspegel "automatisch" angepasst werden. Damit konnte der EQ "Stand Alone" genutzt werden. Später wurde die Röhrenschaltung auch durch eine Solid-State-Version ersetzt, die man an der silbernen Frontplatte erkennen kann.

Bedienkonzept

Die Bedienung des EQP1a ist recht einfach. Es sind 3 Frequenzbänder verfügbar, deren Frequenzbänder sich mittels Drehschalter auswählen lassen. Der Bass-Bereich lässt sich anheben oder absenken - oder beides gleichzeitig - eine Besonderheit des EQP1a. Damit lässt sich nahezu jeder Quelle ein wirklich natürlich klingendes Pfund Bass mit auf den Weg geben. Die Bässe bleiben dabei klar und rund. Das Höhenband hat ausschließlich die Möglichkeit des Boostens. Für dieses Band gibt es zudem die Möglichkeit, die Filterbreite (also den Q-Wert) von schmal zu breit einzustellen. So lässt sich leicht Präsenz im Bereich 3-5 kHz für die Signale erzeugen, die vorn im Mix stehen sollen, wie Vocals oder Gitarren - ohne dass diese harsch klingen - versteht sich. Auch auf Drum-Räumen macht sich diese natürliche Anhebung der Höhen gut, um Drums zu mehr Räumlichkeit zu verhelfen. Zwischen 8 und 10kHz lässt sich allen Signalen ein wenig mehr Biss hinzufügen. 12 bis 16 kHz fügt insbesondere Vocals den buchstäblichen Engelsstaub hinzu. Auch bei extremeren Höhenanhebungen klingt der Pultec immer natürlich. Das dritte Band dient nun dazu, den Höhenbereich bei extremeren Anhebungen abzurunden, in dem die ganz rechts ausgewählten Frequenzen abgesenkt werden.

Der Pultec lässt sich nicht nur auf Einzelsignalen nutzen, sondern macht auch auf der Summe und beim Mastering eine gute Figur.

Umsetzung

Dieses Projekt begann bereits Mitte bis Ende der Nuller-Jahre, als ich bei einem Online-Auktionshaus einige originale Triad-Übertrager kaufte. Diese lagen einige Jahre im Schrank, auch weil der Versuch, auf diesem Erdball einen zweiten HS-29 Übertrager zu finden, scheiterte. Ganz zu schweigen von der aussichtslosen Suche nach zwei S-217D Ausgangstrafos. So musste ich mich zwangsläufig mit entsprechenden Repliken von Sowter begnügen - auch keine schlechte Wahl. Hier das Kistchen mit Übertragern für 2 Pultecs:

Übertrager

Die passiven Filtersektionen habe ich komplett mittels russischen PIO-Kondensatoren aufgebaut. Die Spulen habe ich mir bei vintagewindings.com wickeln lassen. Die Besonderheit meiner beiden Modelle ist, dass die Frequenzbereiche gegenüber dem EQP1a mehr Abstufungen besitzen. Der Engländer würde Enhanced Pultec dazu sagen :-) Die Gehäuse der Filtersektionen sind durch eigene, erste Biegeversuche entstanden:

Filter A Filter B

Sämtliche Bauteile wurden wie bei den Originalen handverdrahtet. Für die Netzteilsektion kamen Kondensatoren aus aktueller Produktion zum Einsatz. Um dem Pultec dennoch einen recht originalen Look zu verpassen, habe ich mir alte Becher-Elko's gekauft, die alten Elektrolyte entfernt und die Becher mittels modernen Kondensatoren bestückt. Dabei ist auf gute Isolation der Anschlusskabel zu achten. Kondensatoren und die Deckel der Becher habe ich mittels Heißkleber fixiert, so dass sich alles wieder öffnen lässt - sollte dies zukünftig notwendig sein. Diese Verfahrensweise habe ich in Folge auch bei anderen Röhrenprojekten erfolgreich praktiziert. Als Netztrafo kamen erstmals Hammond-Trafos zum Einsatz, die ich uneingeschränkt für Röhrenprojekte empfehlen kann. Unterstützung bei der Verkabelung der Geräte bieten die auf recproaudio.com verfügbaren Verkabelungsübersichten. Dort finden sich auch die Details zur Schaltung und wer nicht alles selbst zusammenzimmern möchte, findet dort auch fertige Bausätze.

Hinteransicht Pultec EQP1a

Die beiden Gehäuse einschließlich der blau pulverbeschichteten Frontplatte kamen komplett von Frank (Frontpanels.de), die Beschriftung der Frontplatten habe ich mittels Frontplatten-Designer entworfen. Die Lackierung der Gehäuseteile in Hammerschlag-Optik habe ich mittels Spraydose vorgenommen, was hervorragend funktionierte. Das Projekt war sehr aufwändig und ist sicher nicht für Anfänger geeignet. Der Aufwand hat sich jedoch absolut gelohnt:

Vorderansicht Pultec EQP1a

Der Solid State Logic-
502 Equalizer

Bei den 502 Equalizern der Firma Solid State Logic (SSL) handelt es um Mono-Einzelmodule, wie sie in den analogen Großkonsolen der 5000er Serie verbaut wurden. Diese Mischkonsole kam vorrangig in der Film- und Fernseh-Industrie zum Einsatz, u. a. bei Disney. Sie war eine der teuersten und schaltungstechnisch "esoterischsten" Konsolen, die - wohl auch aufgrund des Preises - nicht viel Erfolg für das Unternehmen SSL brachte. Dies ist wohl auch der Hauptgrund, warum lediglich 120 Konsolen gebaut wurden. Die EQ's klingen SSL-typisch sehr neutral ohne große Färbung des Signals. Die 4 Bänder sind parametrisch aufgebaut, wobei jeweils Potentiometer für Gain und Frequenz vorhanden sind; LF (35-325 Hz) sowie HF (3 kHz bis 20kHz) lassen sich zwischen breitem Glockenfilter (niedrigem Q-Wert) und Shelving-Filter umschalten. Die beiden Mittenfilter (LMF: 200Hz bis 2,5kHz; HMF: 1kHz bis 6kHz) lassen sich hinsichtlich der Filtergüte zwischen hohem und niedrigem Q-Wert umschalten. Nachfolgend das Foto eines EQ-Moduls:

SSL 502 Modul

Ziel des nachfolgend beschriebenen Projekts war es, eine hochwertige Gehäuselösung für zwei Module zu schaffen. Eigentlich gehört das Projekt damit in die Rubrick "Modul-Racking". Um die Module flexibel einsetzen zu können, waren sie allerdings um die optionale Signalsymmetrierung zu ergänzen. Da die Module normalerweise senkrecht in der Konsole sitzen, sich aber platzsparend nur waagerecht in ein 19 Zoll Gehäuse verbauen lassen, habe ich zudem die Frontplatten neu gestaltet, um das Ablesen zu erleichtern. Wichtig war es für mich zudem, den Bypass-Schalter (an den Modulen mit "In" bezeichnet) benutzen zu können. Nur so lässt sich zwischen bearbeitetem und unbearbeitetem Signal umschalten, um die Wirkung des EQ's im Mix zu vergleichen. Für den Betrieb der Module war zudem eine passende Stromversorgung mit mehreren Spannungen notwendig. Aufgrund des Aufwands der Umbauarbeiten soll das Projekt daher in dieser Rubrik geführt werden.

Stromversorgung

Die Einzelmodule benötigen mehrere (Gleich-) Spannungen, die über ein Netzteil aus 230V Wechselstrom (AC) generiert werden. Hinsichtlich des Netzteils habe ich bei diesem Projekt auf das 5-Rail-Modul von JLM Audio zurückgegriffen. Die Platine kommt als Bausatz daher und war entsprechend zusammenzulöten und mit einem passenden Trafo zu versehen. Genaueres zur Bemessung des Trafos geht aus der Beschreibung des Bausatzes auf der Seite von JLM Audio hervor. Die Platine generiert 5 Spannungen, die unabhängig voneinander mittels Poti in ihrer Höhe flexibel eingestellt werden können. Für die SSL Module werden +18V, -18V, -24V sowie +6V benötigt, den 5. Spannungskreis habe ich zum Betrieb der Status-LED (Hauptschalter Ein/Aus) benutzt. Die 5 Transistoren des Spannungsmoduls wurden mit der Rückseite des Gehäuses verschraubt. Da sie im Betrieb spürbar Wärme abgeben, wirkt das Gehäuse gleichzeitig als Kühlkörper. Wenn man so vorgeht, ist allerdings peinlichst genau auf eine elektrische Isolierung zwischen den Transistoren und dem Gehäuse zu achten. Es darf keinerlei leitende Verbindung zwischen den Transistoren und dem Gehäuse geben!

Gehäuse, Erdung und Betriebsspannung

Für das Gehäuse habe ich ein pulverbeschichtetes Stahlgehäuse der Firma Robeshop (existiert leider nicht mehr) gewählt. Die Frontplatte wurde von frontpanels.de hergestellt und bearbeitet. Danke Frank! (Frank liefert nicht nur Frontplatten, sondern nun auch passende Gehäuselösungen.)

Etwas kniffelig war die Installation der Taster, die normalerweise auf der Hauptplatine untergebracht sind. Zunächst habe ich alle Taster von der Hauptplatine entfernt und auf zwei Universal-Platinen gelötet. Wie man auf den unteren Bildern erkennen kann, wurden die Universal-Platinen dann an ein Aluminium-Flachband und dieses dann an das Gehäuse geschraubt. Dies ergibt eine stabile Konstruktion. Die beiden senkrecht eingebauten Taster befinden sich bereits von Hause aus jeweils auf kleinen Platinen, die ich ein wenig gekürzt und mittels 2-Komponenten-Kleber auf die Grundplatte des Gehäuses geklebt habe. Danach habe ich die Taster mittels Kabeln wieder mit der Platine verbunden. Wie immer wurden alle Gehäuseteile mit Erdungskabeln versehen, die zusammen mit dem 0V-Kabel der Spannungsversorgung sternförmig in das Erdungskabel des 230V-Kaltgerätesteckers münden. Längere 230V-Zuleitungen (zum Schalter auf der Vorderseite) wurden innerhalb des Gehäuses mittels Metallgeflechtschlauch nochmals geschirmt, um unnötige Einstreuungen in die Audio-Verkabelung und die Module zu minimieren. Auch der Metallgeflechtschlauch wurde einseitig geerdet und mittels Schrumpfschlauch ummantelt. Zum Ein- und Ausschalten des Racks habe ich einen Kippschalter vorgesehen. Die rote Status-LED bekam eine Chrom Fassung mit Linse, die ich schon 8-10 Jahre rumliegen hatte. Nun hat sie auch endlich einen würdigen Platz gefunden :-)

Symmetrierung der SSL- Module

Standardmäßig sind der Ein- als auch der Ausgang für das Tonsignal unsymmetrisch ausgelegt. Dies ist durchaus ausreichend, solange sich das Modul innerhalb der Mischkonsole befindet. Möchte man die Module jedoch "Stand-Alone" einsetzen bietet sich der Ausbau der bereits auf der Platine befindlichen Option zur Symmetrierung des Ein- und Ausganges an. Die notwendigen Bauteile können dem Schaltplan der Module entnommen werden. Problematisch zu beschaffen sind lediglich die beiden mit H17 und H18 bezeichneten IC's. Hier bin ich letztlich in England bei einem Händler fündig geworden, der Ersatzteile für SSL-Konsolen anbietet. Mit dem Einbau der Symmetrierungsoption wird zudem die Bypass-Funktion der Module so aktiviert, dass das unbearbeitet Signal durchgeschleift wird, wenn der "In"-Taster inaktiv ist. Ohne Symmetrierungsoption ist dies leider nicht der Fall. Das unbearbeitete Signal kann also ohne Symmetrierungsoption nicht abgehört werden! Nachfolgend noch ein Bild der komplett bestückten Symmetrierungsoption am hinteren Ende der Platine:

Bestückung der Symmetrierungsoption
Verkabelung der Module

Die Module werden folgendermaßen angeschlossen:
Ground: PIN 12a, 14a, 17a, 18a
+6V: PIN 15a
-18V: PIN 19a, 20a, 22a
+18V: PIN 16a
-24V: PIN 21

Zudem ist PIN 1a über einen 22k Widerstand mit -24V zu verbinden.

Symmetrischer Ausgang-cold: 29c
Symmetrischer Ausgang-hot: 30c
Symmetrischer Eingang-cold: 31c
Symmetrischer Eingnag-hot:32c

Hier noch Bilder des umgebauten Equalizers:

Übertrager Übertrager Übertrager Übertrager Übertrager